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Aus der Festschrift 1999:
Wissenswertes und Anekdoten
zum Trachtenverein Albertaich-Frabertsham

Gründung

Aus dem Protokollbuch:

“Schon vor längerer Zeit war in unserem gemütlichen Frabertsham der Wunsch geäußert worden, gleich unseren Nachbarorten, einen GTEV zu gründen. ...besonderes Interesse zeigte Ignatz Kefer, welcher es sich nicht nehmen ließ, mit etlichen gleichgesinnten Burschen, auf Sonntag den 15.VII.1923, eine Interessenversammlung einzuberufen..."

1924 bereits trat der GTEV Almenrausch Frabertsham dem Gauverband I bei, und zählte 1925 stolze 35 passive und 23 aktive Mitglieder. Schnell war auch klar, daß ein Verein nicht nur aus Mitgliedsbeiträgen existieren kann. So gehörten Gartenfeste, Christbaumfeier und Hoagart von Anfang an zum festen Bestandteil des Vereinsjahres. Ja, so hat damals alles angefangen.

"Auswanderungsfieber"

Von “guter alter Zeit” konnte wohl nicht die Rede gewesen sein. Die Schrecken des Ersten Weltkrieges, Revolution und Inflation steckten allen noch in den Knochen, und viele junge Leute sahen in der Heimat keine Zukunft. “In unserer Gegend ist eine wahre Epidemie ausgebrochen in der Art des "Auswanderfiebers”. Auch unser Verein blieb davon nicht verschont...” So sank bis 1928 die Mitgliederzahl des Vereins auf nur mehr 28.

Die Fahn´

Dennoch wurde für 1930 eine Fahnenweihe beschlossen. Die Fahn´ wurde im Kloster Baumburg für 554.- Mark angefertigt. Zur Fahnenweihe am 24./25. Mai 1930 kamen 50 Vereine. Laut Kassabuch wurden etwa 700 Festzeichen gelöst. Nach heutigen Maßstäben eher eine bescheidene Anzahl an Besucher. Damals aber dürfte das Dörfchen Frabertsham (die gesamte Gemeinde Albertaich hatte kaum 400 Einwohner) übergequollen sein. Bemerkenswert - das Fahrradeinstellen war eine nicht unerhebliche Einnahmequelle. Der Erlös von 112.75 Mark ist kein Pappenstiel, verglichen mit 78 Mark Bierpfennig.

Freilich gingen die letzten 70 Jahre nicht spurlos an unserer Fahne vorüber. So wurde sie 1953 und 1980 renoviert. 1998 wurden die Fahnenbänder überarbeitet und ein neues Trauerband angeschafft. Ihre Motive, die Rosenkranzmadonna und die Albertaicher Dorfansicht werden uns also auch ins nächste Jahrtausend begleiten.

Trachtenfeste

Zahlreiche Trachtenfeste der Brudervereine von Rotthalmünster bis Salzburg, Trachtenaufmärsche, Wallfahrten und vieles mehr hat der Verein seither besucht. Früher hauptsächlich mit dem Fahrrad, manchmal auf der Ladebrücke eines LKW, erst später, dann komfortabler mit dem Bus oder Auto.

Der zweite Weltkrieg brachte das Vereinsleben vollständig zum Erliegen. Mangel und Not in unserer Heimat kann die heutige Generation nur mehr erahnen. Das schier unaussprechliche Leid, welches Kriegsteilnehmer und Heimatvertriebene erdulden mußten, prägte viele für den Rest ihres Lebens.

Wiedergründung

Als dann 1945 der Krieg zu Ende war, ging man langsam wieder daran, Leben in die Dörfer zu bringen. Auch in Frabertsham regte sich der Wunsch, den Trachtenverein wieder aufleben zu lassen. Der alte, aber jung gebliebene Vorstand Ludwig Reiterberger, der ja auch Hochzeitslader war, und weiterhin als außerordentliches Organisationstalent einen Namen hatte, sagte : “des pack ma wieda!” Der begeisterte zweite Vorstand, Ignatz Kefer, holte sein Bantonium hervor, und mit ihm als Vereinsmusiker und den Unterholzner Alois als Vorplattler, konnte es wieder los gehen. So gab es auch sehr schnell viele begeisterte junge Buam und Dirndl, die Tanzen und Plattln wollten. Eine zünftige Schar war es, die sich um den Ludwig und dem Naz sammelte, und manchmal ging es schön hoch her. Die beiden waren für das erste halbe Jahrhundert Herz und Seele des Vereins. 1977 wurde ihnen dafür das goldene Gauehrenzeichen verliehen. Viele weitere Trachtlerinnen und Trachtler verdienten es hier genannt zu werden, welche mit oder ohne Amt den Verein durch Höhen und Tiefen in die heutige Zeit geführt haben.

Das 60jährige Gründungsfest

Im Auf und Ab der Geschichte unseres Vereins nimmt das 60jährige Gründungsfest einen ganz besonderen Stellenwert ein. Der junge Vorstand Nikolaus Lengl sammelt eine quirlige Schar junger Trachtler um sich. Der neue Schwung erfaßt auch die ältere Generation, und belebt das Interesse am Trachtenverein wieder, hatte dieses doch in den Sechziger und Siebziger Jahren deutlich nachgelassen. Die Theatergruppe wurde nach zehnjähriger Pause wieder aktiviert und sorgt für eine stabile finanzielle Basis. Man kennt Frabertsham (“da wo´s die Erdbeeren gibt”). Man zeigt sich selbstbewußt. Die Zeit ist reif. Das erste Mal seit fünfzig Jahren bewegt sich wieder ein großer Trachtenzug durchs Dorf. Der Vorstand hält die Zügel straff und mit begeisterter Hilfe der ganzen Bevölkerung wird das Fest im Juni 1983 ein voller Erfolg.

Das Gaufest in Wasserburg

Nicht so gern erinnert man sich an das Gaufest in Wasserburg. Die Vorfreude war freilich groß. Ein Gaufestbesuch mit Musik ist ja schon was Besonderes. Die Ernüchterung kam dann aber mit Eintreffen der Musikanten. Deren Vorstellung von vollständiger Tracht wich doch recht erheblich von unserer ab. Schuhe in allen Variationen, Strümpfe und Hemden in vielerlei Farben und Formen, abenteuerliche Lederhosen, teils mit Reißverschluß...allenfalls eine Karikatur einer Trachtenkapelle! Schweren Herzens befolgten wir dann den Rat vom Höfer Anderl – die Musikanten (nicht nur unsere) machten lange Gesichter – und führten unseren zugewiesenen Zug ohne Musikkapelle an. Aber – auch der Beifall, der uns von der Ehrentribüne zuteil wurde, wollte die rechte Festtagsstimmung nicht mehr so recht aufkommen lassen.


Wissenswertes und Anekdoten
zum Trachtenverein "D´Grüabinga" Obing

Gründung

Trostberger Wochenblatt, 29.10.1910:

"Dahier kam am verg. Sonntag ein Gebirgstracht-Erhaltungs-Verein zu Stande. Derselbe zählt bereits 35 Mitglieder. Als Vereinslokal wurde der Krallersche Gasthof bestimmt. In den Ausschuß wurden gewählt die Herren: 1 Vorstand Karl Schreck, 2. Vorstand Paul Wiltberger, Kassier Georg Baumann, Schriftführer Peter Zuhammer. Als Vorplattler wurden gewählt: Hr. Xav. Reiter und Hr. Josef Huber, Inventarverwalter Hr. Joh. Kapsmeier und als dessen Stellvertreter Hr. St. Schwaiger. Der Verein nennt sich: Gebirgstracht-Erhaltungsverein "Die Grüabinga" Obing. Wir wünschen dem Verein ein kräftiges Blühen und Gedeihen."

Erste Festbesuche und Meistpreise

Aus dem Kassenbuch sind folgende Festbesuche bis zur Fahnenweihe 1924 herauszulesen: 1910/11: Lauter, Truchtlaching, Traunstein; 1912/13: Riedering, Kolbermoor, Rosenheim, Ruhpolding/Zell (Gaufest); 1913/14: Halfing, Rosenheim; 1921: Trostberg?, Reichenhall (Meistpreis); 1922: Burschenfest, Feuerwehrfest; 1923: Fahnenweihe Seebruck, Fahnenweihe Trostberg, Radlerfest Obing, Chieming (Meistpreis).

Der Meistpreis von Chieming, der zugleich Anlass für eines der ältesten Vereinsbilder war, ist heute noch im Besitz des Obinger Vereins. Auffällig auf dem Foto ist, daß ungefähr je zur Hälfte die Volks- und die Gebirgstracht getragen wurde. Am 1. Mai 1924 war ein Fest in Rotthalmünster. Der Verein war mit dem Auto unterwegs. Denn im Kassenbuch ist eine Sonderausgabe vermerkt: "Strafe führs Auto 3.50 M". Was da wohl gefehlt hat? Dafür sind die Rotthalmünsterer auch am 27. Juli 1924 zur Fahnenweihe nach Obing gekommen und haben den Weitpreis innerhalb des Gaus gewonnen, der Trachtenverein Neu-Ulm den außerhalb des Gaus.

Die erste Fahnenweihe 1924 und der anschließende Kassensturz

Das Fest zur Fahnenweihe am 27. Juli 1924 ging gerade so eben um: Es blieb ein Überschuß von 9.12 Mark. Nicht mitgerechnet wurden dabei allerdings die Ausgaben für die Fahne, die aber mit 30 Doppelzentner Weizen bezahlt wurde, der zum Teil gestiftet, zum Teil aus den Einnahmen des kommenden Jahres bezahlt wurde. Bei den Festeinnahmen kann man sich heute kaum mehr vorstellen, daß für das Radeinstellen bei Privatleuten bezahlt werden musste und der Verein daran wie beim Bierpfennig beteiligt wurde. Die größte Einnahme kam jedoch durch den Verkauf der Festzeichen mit 831.20 Mark herein. Im Anschluss an das Fest wurde zur Generalversammlung am 9. November vom Kassier eine Bilanz der Aktiva und Passiva vorgelegt:

1 Vereinsfahne (800.00 M), 1 Vereinsstandarte (15.00 M), 3 neue Schärpen mit Achselstück, 4 gebrauchte Schärpen ohne Achselstück, 3 alte Schärpen ohne Achselstück (zusammen 28 M), 9 gestickte Fahnenbänder (300.00 M), Erinnerungsbänder, 4 Preisfahnen, 3 große Preise unter Glas und Rahmen, 4 kleine Preistafeln mit Rahmen (zusammen 74 M), 1 Gauverbandstafel, 1 Fotografietafel, eine Blechschatulle, 3 Hutschnüre, ein Gestell zum Bandltanz, 56 m Seidenband dazu, 6 Stück Vereinszeichen mit Oberteil, 1 Pokal, 1 3l-Humpen, 1 1l-Krug, 1 1/2l-Krug, 1 Fahnenhose, 1 Fahnenstiefel, 1 Standartenstiefel, alles zusammen im Wert von 1341.10 M, dazu: Kassenbuch, Protokollbuch, Mitgliederliste, Aufnahmekarten, Statutenbücherl u. Stempel. Als Passiva: 20 Ztr. Weizen à 10 M..

Christbaumversteigerungen

Am 31. Dezember 1924 fand laut Kassenbuch die erste Christbaumversteigerung statt mit Losverkauf (Einnahmen 218.00 Mark) und Versteigerung (Einnahmen: 107 Mark). Nach Abzug der Ausgaben blieb immerhin ein Überschuss von 125.13 Mark. Schon damals wußte man, wie sich die Vereinskasse aufbessern läßt. Seit 1976 finden die Christbaumversteigerungen wiederum statt, nun allerdings schon vor Weihnachten. Der Christbaum wird infolgedessen auch nicht ästeweise versteigert, sondern als ganzer Baum, daneben zahlreiche Sachspenden. Voraus geht immer eine kleine besinnliche Adventsfeier. Als Versteigerer fungiert schon seit Mitte der siebziger Jahre Erich Liebl. Aus den Einnahmen der Versteigerungen von 1976 bis 1980 wurde laut Protokollbuch immerhin die neue Fahne zum 70jährigen Gründungsjubiläum von 1980 bezahlt.

Schwierige Zeiten

Für 1933 steht unter den Ausgaben schließlich ein "Hackenkreuzwimperl" für 2.96 Mark. 1936 taucht erstmals eine Ausgabe "für NS-Kulturgemeinde 9.25 M" auf. Eine schwierige Zeit brach an. Wie in jeder gesellschaftlichen Gruppierung gab es auch in unserem Verein Gegner und Befürworter der Nationalsozialisten. Zu spät merkten viele, was "Gleichschaltung" eigentlich meinte. Spätestens als von oben angeordnet der Vereinsname 1938 von "D´Grüabinga" in "Seerose" umbenannt werden musste, wurde den meisten die "Ungrüabigkeit" des Hitler-Regimes deutlich. Zuvor wurde aber 1936 noch das 25jährige Gründungsfest gefeiert. 60 Vereine und Abordnungen nahmen teil, 1041 Festzeichen wurden verkauft. Auch dieses Fest ging gerade so eben um: 2,95 Mark Überschuß weist das Kassenbuch schließlich am Ende aus. Ende 1938 endet das Kassenbuch und beginnt erst wieder mit dem Jahr 1946, als der Verein wiedergegründet wurde. Lediglich ein Mitgliederbuch wurde 1939 noch angelegt und nennt für den 10.1.39 64 Mitglieder und zum 15.6.1939 7 Neuaufnahmen. Das erste Fest nach dem Krieg, das die Obinger besuchten, war 1946 das Fest in Eisenärzt.

Das "neue" Protokollbuch

Erst im Oktober 1958 wissen wir nicht nur aus dem Kassenbuch, den Erzählungen der älteren Mitglieder und den Nachforschungen von Werner Schubert im Archiv des Trostberger Tagblatts, was sich im Laufe der Jahre so ereignet hat. Denn mit der damaligen Generalversammlung beginnt das Protokollbuch des Vereins. Das vorherige Protokollbuch ist leider nicht mehr auffindbar. Außerdem besitzt der Verein ein Mitgliederbuch, das 1939 bzw. 1946 beginnt und 1968 endet, sowie eines von 1970, das dann von einem Karteikasten und schließlich von der Bankeinzugsliste abgelöst wurde. Vom Fest 1951 gibt es noch ein schönes Erinnerungsheft mit vielen Bildern.

Aktive 80er Jahre

1980 feierte der Verein sein 70jähriges Gründungsfest mit Fahnenweihe zusammen mit 51 Vereinen und zehn Musikkapellen mit mehr als 2000 Trachtler und Trachtlerinnen. Leider war das Fest etwas verregnet. Am 26. Juni 1981 konnte nach dem Umbau eines alten Hauses im Reiter Biergarten das Trachtenjugendheim eingeweiht werden. 1984 bekam der Verein eine neue Vereinssatzung, wurde ins Vereinsregister eingetragen und bekam im Jahr darauf die Gemeinnützigkeit zuerkannt.

Ehrenmitglieder

1990 wurde Matthias Wolfegger im Rahmen des 80jährigen Gründungsjubiläums zum Ehrenvorstand ernannt; 1995 anläßlich des 85jährigen Jubiläums zunächst Gallus Klaus zum Ehrenfähnrich und dann 6 verdiente Mitglieder zu Ehrenmitgliedern: Die Fahnenmutter Hilde Götzberger, das langjährige Mitglied Anni Schubert und die früheren Vorstände Johann Berger, Johann Obermaier, Adolf Thusbaß sowie Michael Berger, der das Amt des Schriftführers zwanzig Jahre (!) innehatte.